Glas ist doch gleich Glas, oder nicht?

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Eine kleine Exkursion in den Herstellungsprozess von Sicherheitsglas:

Einscheibensicherheitsglas (ESG) entsteht durch thermisches Vorspannen von Floatglas. Bei diesem Prozess wird die Scheibe bis zu einem Transformationspunkt auf mehr als 600°C erhitzt und anschließend schlagartig durch schnelles Anblasen mit Luft abgekühlt. So wird das Glas in einen Eigenspannungszustand versetzt, bei dem der Kern der Scheibe unter Zugbeanspruchung und die Oberfläche unter Druckbeanspruchung steht. Dieser Vorgang macht das Glas biegezugfester, aber nicht härter.

Nach dem Vorspannen kann das Glas aufgrund der im Eigenspannungszustand gespeicherten Energie nur sehr bedingt bearbeitet werden. Deshalb müssen Kantenbearbeitungen, Bohrungen oder Ausschnitte im Wesentlichen vor dem Vorspannprozess vorgenommen werden. Bei der Planung ist außerdem zu beachten, dass aufgrund der thermischen Behandlung Maßtoleranzen im Bereich von Bohrungen sowie eine leichte Vorkrümmung entstehen können.

Eine ESG-Scheibe zerspringt beim Bruch aufgrund der hohen Energie, die in dem Eigenspannungszustand gespeichert war, in kleine, würfelförmige Bruchstücke. Hierdurch wird das Risiko von größeren Schnittverletzungen gesenkt. Die spezielle Bruchstruktur ist charakteristisch für ESG. Die stumpfkantigen Bruchstücke hängen untereinander zusammen und weisen Größen von weniger als 1 cm² auf.

Um die Qualität von Einscheibensicherheitsglas zu beurteilen, wird die Scheibe kontrolliert zerstört. Anschließend werden die Bruchstücke in einem 50 x 50 mm großem Feld gezählt. Laut DIN 18008 müssen es hierbei mindestens 40 Bruchstücke sein. Das Glas unserer Hersteller weist bis hin zur dreifachen Anzahl an Bruchstücken auf. Auf den Bildern sehen Sie einmal ein Bruchstück von Sicherheitsglas unserer Hersteller, sowie einmal ein Bruchstück eines Duschglases minderer Qualität. Das Produkt stammt von einem Hersteller aus Fernost.

Soweit die Theorie...

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Nun ist es aber wie folgt: Seit Monaten erreichen die Preise für Gas und Öl immer wieder neue Rekordhöhen. Wie stark das private Haushalte, sowie die Industrie belastet, ist schon an der eigenen Nebenkostenabrechnung zu sehen. Gerade die Bereiche Glas - und Aluminiumindustrie leiden besonders stark unter den gestiegenen Preisen.

Hier ist man als Hersteller natürlich geneigt zu schauen, wo Kosten reduziert werden können. Durch ein Herunterfahren der Temperatur des ESG- Ofens lassen sich schnell einige 10.000 Euro einsparen. Das dies zu Lasten der Qualität geht, ist auf dem Bild unschwer zu erkennen. Statt Bruchstücke von einigen mm, die im Schadenfall die Verletzungen so gering wie möglich halten sollen, entstehen bei unvollständiger Vorspannung Teile, die man früher als Bogenspitze verwendet hätte.

Das Problem hierbei ist: Dieser Umstand ist dem Glas von außen nicht anzusehen. Das mangelhafte Glas weist zudem eine viel geringere Festigkeit auf, die Gefahr von Glassprung ist hierbei deutlich erhöht. Kommt die Dusche nun aus fernen Ländern, sieht es mit der Haftungsfrage noch schwieriger aus.

Fazit

Gutes Duschen-Glas ist auf den ersten Blick nicht zu erkennen. Der Grad der Vorspannung hat direkten Einfluss auf die physikalischen Eigenschaften. Unsere Fachhandelshersteller werden beim Glas niemals an der Qualität sparen. Steht hierbei nicht nur der über Jahrzehnte aufgebaute gute Ruf auf dem Spiel, sondern auch die Gesundheit unserer Kunden. Billiganbieter von Duschen, oft von weit weg, erheben diesen Anspruch nicht. Hier lautet die Devise meist: Hauptsache billig. Das jedoch ist nicht die Wahl unserer Produkte.

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